Der Weg zum starken Tourismusverein Lübben (Spreewald) und Umgebung
Jahr 1990: Das Erholungswesen in der DDR
Im ehemaligen Kreis Lübben der DDR spielte das Erholungswesen bereits eine nicht unwichtige Rolle. Die zentrale Leitung des Erholungswesens – die Bezeichnung Tourismus war nicht üblich – lag beim Rat des Kreises. Neben dem Spreewaldtourismus, der sich vor allem auf Lübben konzentrierte, befanden sich die Schwerpunkte des Erholungswesens vorwiegend am Schwielochsee, Neuendorfer See, Großen Mochowsee und Briesensee. Es kam zur Bildung von drei Zweckverbände Erholungswesen, die vor allem die zahlreichen Campingplätze, Strände und weitere Dienstleistungen einheitlich weiter zu entwickeln und zu leiten hatten.
An den Seen und auf den Campingplätzen unterhielten vor allem Betriebe aus allen Bezirken der DDR eigene Erholungseinrichtungen, das waren Ferienheime, Kinderferienlager, Bungalows, aber auch eine große Anzahl ständig stationierter Wohnwagen auf den Campingplätzen.
Die Bewirtschaftung und staatlich geforderte Weiterentwicklung der Campinganlagen war in Zeiten der Mangelwirtschaft kompliziert. Schließlich galt das Erholungswesen, wenn es um Bauvorhaben ging, als ein „nicht materieller Bereich“ der Volkswirtschaft, für den keine bzw. kaum Material- oder Bauleistungen innerhalb der Planung bereitgestellt wurden.
So erfolgte der Ausbau des Erholungswesens vor allem mit Hilfe der Betriebe, die im Kreis für ihre Beschäftigten Ferieneinrichtungen unterhielten. Diese Vorgänge liefen nicht selten am Rande der sozialistischen Legalität, wobei die Verantwortlichen des Rates des Kreises im Interesse der Sache oft beide Augen zudrückten.
Die Entwicklung des Erholungswesens wurde zwar als wesentliche Aufgabe des sozialistischen Sozialprogramms politisch hoch eingestuft, gestaltete sich in der Praxis aber recht schwierig.
Veränderungen mit der politischen Wende
Mit der Wende entstanden über Nacht auch für das bisherige Erholungswesen völlig neue Bedingungen, denen sich die dafür Verantwortlichen zu stellen hatten. Aus einem „nicht materiellen Bereich“, galt es in kürzester Zeit einen eigenen Wirtschaftzweig aufzubauen, der sich im marktwirtschaftlichen Wettbewerb zu bestehen hat. Dieser Weg wurde im damaligen Kreis Lübben von den zuständigen Fachkräften von Anfang an mutig und entschlossen gegangen, schließlich sah man bei allen sich ergebenden Problemen nunmehr völlig neue Möglichkeiten der Entwicklung.
Beim Rat des Kreises kam es zur Bildung eines eigenen Fachbereiches Erholungswesen unter Leitung von Peter Stephan.
Der Fachbereich stieß in seiner Tätigkeit sehr schnell an seine Grenzen. Es fehlte ein Informationsbüro, das die rasch ansteigende Zahl der Unterkünfte vermittelte und die zunehmend anreisenden Touristen beriet. Dazu fehlten Unterlagen, auch hatte der Rat des Kreises über das Wochenende geschlossen.
Die Bildung des Fremdenverkehrsvereins
Die Bildung eines Fremdenverkehrsvereins wurde immer dringlicher. Ihn forderten vor allem jene, die im Tourismus eine wesentliche wirtschaftliche Zukunft der Region sahen.
Somit wurde am 20.08.1990 der „Fremdenverkehrsverein Spreewaldkreis Lübben“ gegründet. Gründungsmitglieder waren Herr Höhne, Herr Günzel und Herr Wedlow, als Interessenvertreter der Stadtverwaltung wirkte Frau Grünberg und als die der Fährleute Frau Jentsch mit. Fährvereine in der jetzigen Form existierten im Kreis Lübben noch nicht.
Erster Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins wurde Siegfried Höhne, erster Geschäftsführer Peter Stephan.
Der Fremdenverkehrsverein wirkte von Beginn an vorrangig als Interessenvertreter der touristischen Leistungsträger, das waren Hoteliers, Campingplatzbetreiber, Gastronomen, Kahnfährleute und sonstige Dienstleister.
Jahr 1991: Das erste touristische Informationsbüro
Das erste Informationsbüro wurde, aufgrund objektiver Notwendigkeiten und auch auf Druck des neu gebildeten Fremdenverkehrsvereins, im Februar 1991 in der Lübbener Lindenstraße eingerichtet. Damit gliederte der Rat des Kreises seine Fachbereich Tourismus aus. Die Mitarbeiter wechselten in das neue Info-Büro, das dem Fremdenverkehrsverein unterstellt wurde. Die Finanzierung des Büros erfolgte in den ersten Jahren durch Zuschüsse des Kreises, der Stadt, Einnahmen des Vereins und auch durch erste Fördermittel.
Nunmehr stand mit dem Info-Büro eine Einrichtung als Anlaufstelle für Touristen zur Verfügung.
Es galt die schnell wachsende Zahl touristischer Unterkünfte zu erfassen, ein Gastgeberverzeichnis sowie Informationsbroschüren über die Region mit ihren Angeboten zu erstellen. Erste Tourismusmessen in den neuen und alten Bundesländern wurden besucht.
1991 kam es zur Bildung eines für die gesamte Region zuständigen touristischen Dachverbandes, dem „Fremdenverkehrsverband Spreewald“, heute mit Sitz in Raddusch.
Das Wirken der örtlichen Informationsbüros sowie des Fremdenverkehrsverbandes Spreewald trugen wesentlich dazu bei, dem Spreewald innerhalb kurzer Zeit einem hohen Bekanntheitsgrad zu vermitteln.
Jahr 1996: Die Gründung der TKS
Wachsende Anforderungen an den sich als Wirtschaftszweig entwickelnden Tourismus und die dafür unzureichenden Finanzmittel brachten das Lübbener Informationsbüro wiederholt in Existenzschwierigkeiten.
Kreis- und Stadtverwaltung sowie Fremdenverkehrsverein strebten deshalb die Bildung einer Gesellschaft an.
Am 10.09.1996 kam es nach langen und schwierigen Verhandlungen zur Bildung der Tourismus, Kultur und Stadtmarketing GmbH Lübben (TKS). Hauptgesellschafter wurde die Stadt, weitere Gesellschafter der Fremdenverkehrsverein, der Gewerbeverein und der Freizeit-Jugend-Ring, der später ausstieg.
Der Fremdenverkehrsverein brachte vor allem sein inzwischen geschaffenes Know-how und gewachsene touristische Erfahrungen ein. Darüber hinaus erhält die TKS vom Verein jährlich 50 Prozent der Mitgliedsbeiträge.
Der Verein ist in vielfältiger Form mit der GmbH eng verzahnt, u.a. finanzieren die Vereinsmitglieder die Gastgeberverzeichnisse und beteiligten sich mit großem Einsatz an touristischen Messen in ganz Deutschland.
Der neue Tourismusverein heute
Der Fremdenverkehrsverein, später Fremdenverkehrsverband, wurde zu einer nicht mehr wegzudenkenden Kraft der Tourismuswirtschaft in der Region und nennt sich seit dem 16. März 2006 „Tourismusverein Lübben (Spreewald) und Umgebung“.
Dem Verein gehörten seinerzeit etwa 250 Mitglieder aus der Kreisstadt und ihrem Umfeld an. Heute sind es durch Zusammenschlüsse und zahlreiche andere Gründe etwa 120 Mitglieder.
Der Tourismusverein ist nach wie vor in erster Linie Interessenvertreter der touristischen Leistungsträger. Er sieht ihre ständige Weiterbildung, die kontinuierliche Steigerung der Qualität aller touristischen Angebote sowie auch die Information der Mitglieder über neueste Entwicklungstrends als wesentliche Aufgaben.
Dabei arbeitet der Tourismusverein sehr eng mit der Tourismus, Kultur und Stadtmarketing GmbH Lübben (TKS) zusammen. Während der vergangenen Jahre formte der Verein in Lübben und Umgebung wesentlich die Tourismuswirtschaft. Diese ist inzwischen zu einem entscheidenden Wirtschaftszweig geworden.